Altmodisch und etwas verstaubt – auf derartige Klischees stößt man häufig, wenn man Schüler nach ihrer Meinung zu Gedichten befragt. Die Lyriklesung für die 10. Klassen der Anton Hansen-Schule konnte mit diesem Vorurteil jedoch schnell aufräumen. Reinhold und Nina, beide Schauspieler am Theater Überzwerg in Saarbrücken, erwiesen sich als Meister ihres Fachs, wenn es darum ging, Lyrik modern zu interpretieren. Mit Gedichten von Goethe bis Gernhardt inszenierten sie für eine Schulstunde eine lyrische Welt, die in kurzer Zeit auch den letzten Schüler in ihren Bann zog.
Durch schauspielerische Einlagen, eine klangvolle Betonung sowie ausdrucksstarke Mimik und Gestik wurden die Inhalte der Gedichte für die Schüler verständlich dargestellt und die Stimmung der Lyrik erfahrbar gemacht. Außerdem wurden die Schüler zwischenzeitlich auch direkt eingebunden und durften verschiedene Textpassagen vorlesen. Elsa aus der Klasse 10a sagt hierzu treffend: „Durch die Darstellung als Schauspiel wurden die Texte wirklich interessant. Man konnte sich in das Gedicht hineinversetzen und sich die Handlung lebendig vorstellen.“ Ihr Mitschüler Marvin ergänzt: „Meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich ging von einer schlichten Vorlesung aus, jedoch wurden die Gedichte lebhaft geschauspielert, die Akteure wechselten ihren Standort und das Publikum wurde einbezogen.“
Gespannte Stille, ausgelassenes Gelächter und ein kräftiger Applaus am Ende haben gezeigt, dass sich die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag dem Kulturgut Lyrik geöffnet haben. Letztlich war die Lesung sowohl für die Schüler, aber auch für die beiden Vertreter des Theaters Überzwerg ein voller Erfolg. Schließlich handelte es sich auch für sie um eine Premiere: „Wir waren ziemlich aufgeregt, weil das unsere erste Lesung vor Schülern war. Als wir aber hörten, es geht nach Ottweiler, waren wir erleichtert, weil wir ja wissen, die sind uns wohlgesonnen“, fasst Reinhold zusammen und verweist damit auf das Projekt „Bühnenreif“, bei dem die Anton Hansen-Schule mit dem Theater kooperiert. Bleibt zu hoffen, dass es zur Fortsetzung solcher Veranstaltungen kommt.