Stellen Sie sich Folgendes vor. Sie drehen gerade eine gemütlich eine Runde um den Block, als plötzlich vor ihren Augen ein Auto aus unerfindlichen Gründen von der Fahrbahn abkommt und gegen einen Baum kracht. Sie eilen natürlich schnell zur Unfallstelle, um erste Hilfe zu leisten. Sie entdecken den bewusstlosen Fahrer und im Kofferraum eine junge Frau, gefesselt, die Ihnen eine Tasche voller Geld in die Hand drückt – mit der Bitte, es an sich zu nehmen, bevor die bereist herannahende Polizei da ist. Klingt nicht gerade realistisch, eher konstruiert, wie in einem Krimi. Stimmt genau.
Ausgedacht hat sich diese Szene Stephan Knösel. Sein zweiter Roman mit dem etwas reißerischen Titel „Jackpot. Wer träumt, verliert.“ beginnt mit diesem folgenreichen Unfall und der unfreiwilligen „Geldübergabe“ der etwas anderen Art. Gelesen haben den spannenden Jugendroman schon viele saarländische Schüler*innen – schließlich zählt „Jackpot“ zur Pflichtlektüre. So sind auch dieses Jahr die Neuntklässler der AHS in Genuss dieser packenden Lektüre gekommen.
Doch nicht nur das. Wie bereits in der Vergangenheit, besucht der Münchner Autor auf Einladung des Bödecker-Kreises die AHS, um aus seinem Werk zu lesen. „Er hat richtig toll vorgelesen. Ich konnte mir alles vorstellen. Ich habe alles verstanden“, schwärmt Joudy nach der Lesung, ihrer ersten Lesung wohlgemerkt.
Auch für Französisch- und Deutschlehrerin Emma Meilgen ist es die erste Lesung in dieser Form. „Ich fand es toll, dass die Schüler so den direkten Kontakt mit dem Autor haben, der seine Geschichte selbst liest und für alle Fragen Rede und Antwort steht“, erzählt sie. Denn nach der fünfundzwanzigminütigen Lesung dürfen die jungen Hörer*innen ihre Fragen stellen. Dabei erfahren sie aus erster Hand, wie Knösel schreibt. „Die Geschichten sind erfunden, aber entfalten sich auf der Basis persönlicher Erfahrungen, z. B. habe ich Personen aus meinen eigenen Leben eingearbeitet“, erläutert Knösel. Das macht den Schreibprozess transparent und schließt Verständnislücken, wie Lars anmerkt: „Ich fand es sehr interessant, dass man andere Einblicke in die Geschichte und in die Sichtweise des Autors bekam. Außerdem hat er erzählt, wer er ist und wie er zum Schreiben kam. Er gab sogar Tipps, wie man ein Buch schreibt.“ Sein Klassenkamerad Ariyan ergänzt: „Der Autor hat uns erzählt, dass er bewusst bezwecken wollte, dass Menschen, die das Buch lesen, einen Augenblick darüber nachdenken, wie sich Sabrina fühlt, wenn sie schreckliche Erlebnisse durchleiden muss.“
Umgekehrt betont Knösel die Wichtigkeit von Lesungen für ihn selbst: „Die Lesungen vor Schulklassen sind für mich als Autor sehr wichtig. Ich brauche den direkten Kontakt und das Feedback der Schüler*innen, weil für mich immer auf dem Prüfstand steht, ob mein Schreiben ankommt und nicht redundant ist.“ Knösel wird weiterschreiben – das ist gewiss. „Mein neues Buch spielt im Saarland,“ verrät er. Nachdem „Jackpot“ zur Prüfungslektüre geworden ist, lernte er auf seinen zahlreichen Lesungen an saarländischen Schulen en passant das Saarland kennen und schätzen. Wir dürfen auf sein neues Buch gespannt sein.
Text: David Lemm