Angesichts einer rasant galoppierenden Inzidenz und der Ausbreitung der Omikron-Variante hatte sich die Ottweiler Schulgemeinschaft schweren Herzens entschlossen, den Tag der Offenen Tür abzusagen. Aus der erlebten Not machte die Schule kurzerhand eine zu erlebende Tugend und bot interessierten Viertklässlern mit ihren Eltern eine exklusive Chance, die Anton-Hansen-Gemeinschaftsschule im Rahmen eines von Lehrer*innen und Schüler*innen geführten Rundgangs live vor Ort kennenzulernen. Zusammen mit ihren Fachlehrern zeigten Schülergruppen die jeweiligen Fachräume, standen für Rückfragen zur Verfügung und bildeten an diesem Nachmittag somit das vielfältige schulische Leben der AHS ab. „Ich bin froh, dass wir kurzfristig eine Veranstaltung organisieren konnten, die die nötigen Sicherheitsmaßnahmen gewährleisten kann, die durch das aktuelle Infektionsgeschehen leider nötig geworden sind, die interessierten Viertklässlern und ihren Eltern aber auch einen guten Einblick in unser Schulleben gewährt,“ freut sich die stellvertretende Schulleiterin Katja Strauß.
Und so heißt es zunächst einmal für die angemeldeten Besucher*innen: „Herzlich willkommen in der Anton-Hansen-Gemeinschaftsschule. Können Sie mir bitte Ihren Impfnachweis bzw. den tagesaktuellen Test zeigen?“ Denn nur wer den Auflagen nachkommt, kommt in den Genuss der ersten Darbietung des Nachmittags: der einstudierten Tanzeinlage der aus neun Mädchen bestehenden Tanz-AG im weitläufigen Foyer.
Um eine Durchmischung zu unterbinden, machen sich die Besucher*innen in Kleingruppen auf den Weg – jeweils angeführt von einer Lehrkraft und zwei bis drei Schüler*innen des aktuellen neunten Schuljahres. Diese werden dann nächstes Jahr den Neulingen als Paten zur Seite stehen. Sie händigten zunächst den Viertklässlern die beiden Blätter zur „Schulrallye“ aus. Insgesamt achtzehn Fragen gilt es während des Rundgangs schriftlich zu beantworten. Mustafa (9) macht große Augen, als ihm der Neuntklässler Lars (14) die beiden Blätter mit den vielen Fragen aushändigt. Mustafa ist erst seit eineinhalb Jahren in Deutschland, mit seiner Familie aus Syrien geflohen und hat naturgemäß noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Das verhält sich beim russischstämmigen Viertklässler Stanislav, der von seiner Mutter begleitet wird, anders. Er steht seinem potenziellen Mitschüler Mustafa während des ca. neunzig Minuten Rundgangs mit Rat und Tat zur Seite.
Los geht’s mit der ersten Station. „Yoga macht Schule“ ist auf der Leinwand zu lesen. Deutsch- und Englischlehrerin Kirsten Brandt erläutert mit Schüler*innen der 8. Klasse die heilende Wirkung von Klangschalen. „Im Fach Gesundheit machen wir in der 8. Klasse Yoga. Die Klangschalen steigern die Konzentration, sie sind gut gegen Stress“, erläutert Brandt. Sie muss es wissen, denn sie ist auch gleichzeitig Klangpädagogin. Mustafa und Stanislav überzeugen sich von der heilenden Wirkung der Klangschalen, bevor sie unter Anleitung der beiden Sprachförderlehrerinnen, Irina Befus und Susen Bezler, bunte Lesemonster basteln. Beim Passieren der Fotogalerie im Verwaltungstrakt erkennt Stanislavs Mutter ihren ältesten Sohn auf einem der Klassenfotos und freut sich. Auch Mustafa hat ein Geschwisterkind an der Gemeinschaftsschule: Seine ältere Schwester Sajida besucht hier die 6. Klasse.
Im lila getünchten Mediationsraum stellen sich die Schülervertretung und die Streitschlichter vor. „Die Streitschlichter werden in einer schuleigenen AG ausgebildet, weil die Schüler*innen die Konfliktlösungen selbst erarbeiten sollen“, erläutert Deutsch- und GW-Lehrer Marco Kolling, bevor sich die Gruppe in die Schülerbibliothek und ins Eltern-Café begeben. Im Anschluss bestaunt die Gruppe die großen Werkräume (Holz und Metall) im Keller, die Arbeitslehre-Lehrer Tobias Giesen kenntnisreich vorstellt und stolz auf die nagelneue Absauganlage verweist. „Dafür hat der Landkreis viel Geld ausgegeben“, stellt er zufrieden fest.
Zufrieden ist auch Mathematik- und Physiklehrer Sebastian Zimmer, der die interaktive Tafel vorführt, bevor seine Schüler*innen aus der 5. Klasse verblüffende Experimente zum Magnetismus durchführen. Für Verblüffung sorgen ebenso die unter der Anleitung von Chemielehrerin Sibylle Schmidt durchgeführten Experimente im gegenüberliegenden Chemie-Saal. Höhepunkt ist die Herstellung der Elefantenzahnpasta, die als große weiße Fontäne aus dem Reagenzglas schießt. „Das ist wie früher, als wir Mentos und Cola zusammenmischten“, erinnert sich lachend Antonio Gelardi, Vater eines der kleinen Besucher. „Ein super Tag. Die Erklärungen waren perfekt“, freut er sich und seine Frau pflichtet ihm bei: „Ein erfolgreicher Nachmittag mit interessanten Begegnungen.“