„Gegen das Vergessen!“ – Zehnt- und Neuntklässler*innen besuchen „Anne Frank“-Ausstellung in JVA Ottweiler

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Am Donnerstag, dem 30.11.23 nutzten interessierte Schüler*innen der Klassenstufe 9 und 10 die bis dato einmalige Gelegenheit, die JVA Ottweiler als Lernort kennenzulernen.

Einige der jungen Häftlinge vor Ort hatten sich auf die Ausstellung „Anne Frank“, welche die JVA aus Berlin erhalten hatte, vorbereitet und an dem Projekt „PEER GUIDE“ teilgenommen. Das Projekt bereitete die jungen Häftlinge darauf vor, dass sie als Ausstellungsbegleiter den Schüler*innen die Inhalte der Ausstellung vermitteln können.

Bürgermeister Holger Schäfer hatte unsere Schulleiterin auf die Ausstellung aufmerksam gemacht und so konnte die Anton-Hansen-Schule diese Gelegenheit nutzen, den Jugendlichen in mehrfacher Hinsicht Lernimpulse zu geben. Schon der Fußweg zur JVA brachte den ein oder anderen ins Grübeln: Wie nah ist eigentlich die JVA? Ist es dort drinnen wirklich so, wie es im TV und Internet dargestellt wird?

Nach der Begrüßung bekamen die Schüler*innen zunächst Grundsätzliches erklärt. Beispielsweise, dass die Handys aus Sicherheitsgründen bei der Eingangspforte bleiben müssen. Das Nächste, was dann einigen auffiel, war, dass bestimmte Mitarbeiter in Zivil, andere in Uniformen an ihnen vorbeiliefen. Ebenso war es verwunderlich, dass ständig vor und hinter der Gruppe auf- und zugesperrt wurde. All dies führte bereits vor der Ausstellung dazu, dass die JVA selbst zum Lernort wurde.

Schließlich traf die Schülergruppe dann in einem für die Ausstellung bereitgestellten Gemeinschaftsraum auf die Peer-Guides.

Die jungen Männer, denen man zu Beginn durchaus das Lampenfieber anmerkte, stellten sich zunächst den Schüler*innen vor. Nach einer kleinen Kennenlernrunde mit Anfertigen von Namensschildern, wurden die Jugendlichen mit eingebunden und mussten den Teil der Ausstellung finden, zudem sie ein bestimmtes Foto zufällig gezogen hatten.

Die Peer-Guides versuchten beim Durchgehen der Ausstellung durch Fragen, wie „Wie hättest du dich gefühlt?“ und „Warum glaubst du, war das so?“ die Empathie der Schüler*innen zu erreichen. So schwand die anfängliche Hemmung miteinander zu kommunizieren im Laufe der Zeit immer mehr.

Ein zentraler Teil des Besuchs war dann, dass die Jugendlichen der AHS, nach dem geschichtlichen Teil der Ausstellung, mithilfe eines Vordrucks schriftlich festhielten, welche Puzzleteile ihre eigene Identität ausmacht. Der Austausch darüber war im Anschluss für alle Beteiligten mehr als gewinnbringend.

Im letzten Teil sprachen die Guides dann noch an, welche Tendenzen es an „Schubladendenken“, Faschismus und Rassismus aktuell gibt.

Tayler fand den Besuch in jedem Fall gewinnbringend: „Ich fand die Idee einer Ausstellung in einem Gefängnis von Beginn an interessant. Es war sehr informativ, weil das Thema auch wirklich spannend war und die Peer-Guides sehr freundlich waren!“ Auf dem Heimweg haben dann einige noch die Zeit genutzt, um über das Erlebte zu sprechen und sich auszutauschen. Dabei kamen erstaunlich erwachsene und reflektierte Äußerungen zu Tage, die den Besuch letztlich besonders wertvoll für unsere Schüler*innen machte.